Will man eine unbefriedigende Situation in eine befriedigende Situation wandeln, bedarf es Informationen über Fakten aller Art: Hier ein Beispiel aus der nordamerikanischen Geschichte – von Charles G. Binderup:
Kolonien florierender als das Mutterland
Vordem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776) war der kolonisierte Teil dessen, was heute die Vereinigten Staaten von Amerika sind, im Besitz von England. Er wurde Neu England genannt und bestand aus 13 Kolonien, welche die ersten 13 Staaten der großen Republik wurden.
Um 1750 war dieses Neu England sehr wohlhabend.
Benjamin Franklin konnte folgendes schreiben: „Es gab Überfluss in den Kolonien, und Friede herrschte an allen Grenzen. Es war schwierig, ja sogar unmöglich, eine glücklichere und blühendere Nation auf der ganzen Erde zu finden. In jedem Heim war Wohlstand vorherrschend. Im Allgemeinen hielt das Volk die höchsten moralischen Maßstäbe ein, und Erziehung war weit verbreitet.“
Als Benjamin Franklin nach England hinüberfuhr, um die Interessen der Kolonien zu vertreten, begegnete er einer völlig anderen Situation: die arbeitende Bevölkerung dieses Landes war von Hunger und Armut zerrüttet.
„Die Straßen sind voll von Bettlern und Landstreichern“, schrieb er.
Er fragte seine englischen Freunde, wie England trotz all seines Reichtums so viel Armut in seinen Arbeiterklassen haben konnte.
Seine Freunde erwiderten, dass England das Opfer einer schrecklichen Situation sei: es habe zu viele Arbeiter! Die Reichen sagten, sie seien bereits mit Steuern überlastet und könnten nicht noch mehr bezahlen, um die Massen von Arbeitern von deren Nöten und Armut zu befreien. Mehrere reiche Engländer jener Zeit glaubten wirklich, zusammen mit Malthus, dass Kriege und Seuchen nötig seien, um das Land von Arbeitskraftüberschüssen zu befreien.
Danach wurde Franklin von seinen Freunden gefragt, wie die amerikanischen Kolonien es organisierten, genug Geld zu sammeln, um die Armenhäuser zu unterstützen und wie sie diese Armutsseuche bezwingen würden;
Franklin erwiderte: „Wir haben in den Kolonien keine Armenhäuser; und falls wir welche hätten, gäbe es niemanden, den wir einweisen müssten; denn wir haben nicht eine einzige arbeitslose Person, weder Bettler noch Landstreicher.“
Dank des von der Nation herausgegebenen Freigeldes – Geld ohne Zins.
Seine Freunde glaubten, ihren Ohren nicht zu trauen und verstanden noch weniger diese Tatsache. Als die englischen Armenhäuser und Gefängnisse zu unruhig wurden, verschiffte England diese armen Wichte und Penner wie Vieh und lud diejenigen, welche die Armut, den Schmutz und die Entbehrungen der Reise überlebt hatten, an den Kais der Kolonien ab. Zu jener Zeit wurden in England alle diejenigen ins Gefängnis geworfen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten.
Deshalb fragten sie Franklin, wie er sich den bemerkenswerten Wohlstand der NeuEnglandKolonien erklärte.
Franklin antwortete: „Das ist ganz einfach. In den Kolonien geben wir unser eigenes Papiergeld heraus. Es wird ‘Colonial Scrip’ (=‘Kolonialaktie’) genannt. Wir geben es in angemessener Menge heraus, damit die Waren leicht vom Produzenten zum Konsumenten übergehen. Indem wir auf diese Weise unser eigenes Papiergeld schöpfen, kontrollieren wir seine Kaufkraft, und wir haben an niemanden Zinsen zu zahlen.“
Die Bankiers erzwingen die Armut
Diese Information wurde den englischen Bankiers bekannt, sie waren auf der Hut. Sie ergriffen sofort die nötigen Gegenmaßnahmen, um das britische Parlament zu veranlassen, ein Gesetz zu verabschieden, das den Kolonien verbot, ihr Colonial Scrip zu benutzen und das sie anwies, nur das Gold und Silbergeld zu benutzen, welches von den englischen Bankiers in unzureichender Menge zur Verfügung gestellt wurde. Danach begann in Amerika die Pest des Schuldgeldes, das seither dem amerikanischen Volk so viel Flüche eingebracht hat.
Das erste Gesetz wurde 1751 verabschiedet und dieses durch ein noch restriktiveres Gesetz im Jahr 1763 vervollständigt.
Franklin berichtete, dass im Jahr nach dem Vollzug des Verbotes des Kolonialgeldes die Straßen der Kolonien mit Arbeitslosen und Bettlern besetzt waren, genauso wie in England, weil es nicht genug Geld gab, Waren und Arbeit zu bezahlen. Das zirkulierende Tauschmittel war auf die Hälfte reduziert worden.
Franklin fügte hinzu, dass dieses der eigentliche Grund für die Amerikanische Revolution war – nicht die Teesteuer und nicht das Steuergesetz, wie es immer wieder in den Geschichtsbüchern gelehrt worden ist. Die Finanziers schaffen es immer wieder, dass aus allen Schulbüchern alles das entfernt wird, was Licht auf ihre eigenen Pläne werfen könnte, und was die Glut, die ihre Macht schützt, beschädigen könnte.
Franklin, der einer der Hauptarchitekten der amerikanischen Unabhängigkeit war, sagte es deutlich: „Die Kolonien hätten gern die geringe Steuer auf Tee und andere Materialien ertragen, wäre es nicht die Armut gewesen, verursacht durch den schlechten Einfluss der englischen Bankiers auf das Parlament, welche in den Kolonien den Hass gegen England und den Revolutionskrieg ausgelöst hat.“
Dieser Gesichtspunkt von Franklin wurde bestätigt durch große Staatsmänner dieser Ära: John Adams, Thomas Jefferson und mehrere andere.
Ein bemerkenswerter englischer Historiker, John Twells, schrieb über das Geld der Kolonien, den Colonial Scrip: „Es war das Geldsystem, unter dem Amerikas Kolonien in einem solchen Ausmaß aufblühte, dass Edmund Burke schreiben konnte: ‘Nichts in der Geschichte der Welt gleicht ihrem Fortschritt. Es war ein vernünftiges und wohltätiges System, und seine Auswirkungen führten zum Glück des Volkes.’“
John Twells fügte hinzu: „In einer schlimmen Stunde nahm das britische Parlament Amerika sein repräsentatives Geld, verbot jegliche weitere Herausgabe von Geldscheinen, ließ diese Geldscheine aufhören, legales Geld zu sein, und verlangte, dass alle Steuern mit Münzen bezahlt werden sollten. Bedenken Sie jetzt die Konsequenzen: Diese Restriktion des Tauschmittels lähmte alle industriellen Energien des Volkes. Die einst blühenden Kolonien wurden ruiniert. Schlimmste Not suchte jede Familie und jedes Geschäft heim. Aus Unzufriedenheit wurde Verzweiflung, und diese erreichte den Punkt, an dem sich die menschliche Natur erhebt und ihre Rechte beansprucht, um die Worte von Dr. Johnson zu gebrauchen.“
Ein anderer Schriftsteller, Peter Cooper, äußerte sich in gleicher Weise. Nachdem er ausgeführt hatte, wie Franklin dem Londoner Parlament den Grund für die Blüte der Kolonien erklärt hatte, schrieb er: „Nachdem Franklin die Erklärungen zum wahren Grund der Blüte der Kolonien abgegeben hatte, erließ das Parlament Gesetze, die den Gebrauch dieses Geldes für die Steuerzahlungen verboten. Diese Entscheidung brachte so viele Nachteile und so viel Armut über das Volk, dass sie zum Hauptgrund für die Revolution wurde. Die Unterdrückung des Kolonialgeldes war ein viel wichtigerer Grund für den allgemeinen Aufstand als das Tee und Stempelgesetz.“