Bericht: Stabile Einkommenskreisläufe nach der 60/30/10-Regel
1. Einleitung
Die Idee einer neuen Verteilung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) basiert auf der 60/30/10-Regel, wonach das gesamte Volkseinkommen in drei feste Anteile unterteilt wird:
- 60 % für das Grundeinkommen
- 30 % für das Staatseinkommen
- 10 % für das Leistungseinkommen
Ziel ist ein stabiler Einkommenskreislauf, der soziale Sicherheit mit wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit verbindet.
2. Beispielrechnung mit dem BIP von 2019
Das nominale BIP Deutschlands im Jahr 2019 betrug rund 3.440 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich folgende hypothetische Verteilung:
- Grundeinkommen: 60 % → 2.064 Mrd. €
- Staatseinkommen: 30 % → 1.032 Mrd. €
- Leistungseinkommen: 10 % → 344 Mrd. €
3. Einkommensverteilung pro Person
Bei einer Bevölkerung von rund 80 Millionen Menschen würde das jährliche Grundeinkommen pro Kopf 25.800 € betragen, also 2.150 € pro Monat. Dieses Einkommen würde unabhängig von Beschäftigung oder Leistung gewährt.
4. Finanzierung der Wirtschaft
Zur Deckung aller produktiven Prozesse (Rohstoffe, Produktion, Transport, Handel etc.) wird ein Wirtschaftskredit in Höhe von 1.720 Mrd. € angenommen – dies entspricht der Differenz zwischen Einkommensverteilung und dem Gesamt-BIP. Diese „irdische Schuld“ müsste durch tatsächliche Leistungen gedeckt werden, um den Kreislauf im Folgejahr stabil zu halten.
5. Neue Anreizstrukturen
Durch die garantierte Grundsicherung wird Arbeit nicht mehr aus purer Existenzsicherung angenommen, sondern aufgrund besserer Arbeitsbedingungen und Leistungsanreize. Unternehmen müssten verstärkt in Attraktivität und Motivation investieren. Gleichzeitig wird Maschinenarbeit mit höheren Kapitalkosten belegt, während menschliche Arbeit (ohne Grundentlohnung durch das Unternehmen) relativ günstiger wird.
6. Verteilung der Leistungseinkommen
Unternehmen erhalten aus dem 10 %-Topf für Leistungseinkommen nur einen Anteil entsprechend ihrer marktbezogenen Wertschöpfung. Beispiel: Ein Unternehmen, das 0,05 % der gesamten Marktleistung erbringt, erhält entsprechend 0,05 % von 344 Mrd. €, also 172 Mio. € jährlich.
7. Auswirkungen auf den Staatsapparat und Bürokratie
Durch ein universelles Grundeinkommen könnten viele staatliche Verwaltungsapparate in den Bereichen Soziales, Finanzen und Versicherungen drastisch reduziert oder gar aufgelöst werden. Der Staat hätte mit 1.032 Mrd. € pro Jahr einen erheblichen finanziellen Spielraum für seine Aufgaben.
8. Fazit und Ausblick
Das vorgeschlagene Modell stellt die derzeitige Einkommensstruktur grundlegend infrage. Es verlagert das Gewicht von Erwerbsarbeit als Existenzgrundlage hin zu einer stärker qualitäts- und motivationsorientierten Arbeitswelt. Durch feste, automatisierte Einkommensströme wird die ökonomische Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten gesichert und Bürokratie abgebaut.
Plausibilitätsprüfung
Aspekt | Bewertung |
---|---|
Grundannahmen | Die Verteilung basiert auf einem festen BIP-Wert (3.440 Mrd. €), der korrekt aus dem Jahr 2019 entnommen ist. |
Grundeinkommen | 2.064 Mrd. € geteilt durch 80 Mio. Menschen ergibt 25.800 € jährlich bzw. 2.150 € monatlich – rechnerisch korrekt. |
Verteilung 60/30/10 | Diese Regel ist konsistent angewendet, die Summen ergeben wieder 100 % des BIP. |
Wirtschaftskredit | Die angenommene Kreditmenge (1.720 Mrd. €) entspricht genau dem Betrag, der im Wirtschaftskreislauf als „nicht durch Einkommen gedeckter Bedarf“ fungieren soll. Diese Annahme ist theoretisch stimmig, setzt aber voraus, dass alle Einkommen tatsächlich konsumiert werden (Vollzirkulation). |
Bringschuld durch Konsum | Die Idee, dass Konsum eine Verpflichtung zur Leistung erzeugt, ist ethisch und ökonomisch diskutabel – aber innerhalb des Modells konsequent gedacht. |
Motivation und Arbeitsanreiz | Die Theorie, dass bessere Bedingungen nötig sind, um Menschen zur Arbeit zu motivieren, ist plausibel. Allerdings bleiben unklare Punkte: Wie geht man mit nicht marktfähiger Arbeit um? Was passiert mit Berufen, die zwar notwendig, aber unattraktiv sind? |
Abschaffung von Bürokratie | Die Annahme, dass man große Teile von Bürokratie sofort abbauen kann, ist optimistisch – viele Systeme haben komplexe Übergänge. |
Systemische Risiken | Das Modell hängt stark von der Stabilität und Akzeptanz eines zentralen Einkommensverteilungssystems ab. Fehlanreize oder externe Krisen könnten schnell zu Schieflagen führen. |
Gesamtbewertung
Die vorgeschlagene 60/30/10-Regel bildet ein konsistentes, rechnerisch korrektes und in sich logisch aufgebautes Modell. Es eignet sich gut als Denkansatz für alternative Wirtschaftsmodelle, insbesondere mit Blick auf universelles Grundeinkommen und die Rolle von Arbeit in einer automatisierten Zukunft. In der praktischen Umsetzung bedarf es jedoch noch tiefergehender Analysen zu Makroökonomie, Arbeitsmarkt, Motivation, politischer Durchsetzbarkeit und internationaler Einbettung.